MINDSET - VON RÜCKSCHLÄGEN UND LEBENSLANGEM LERNEN.
- Lea
- 14. Sept.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Sept.
Als "neue" Autorin in der Buchbranche Fuß zu fassen, ist gar nicht mal so leicht. Hast du erst mal ein Buch geschrieben, so ist der Rest ein Kinderspiel - denkst du und täuschst dich. Jetzt geht es erst richtig los! Ich habe eben das Buch mindset von Dr. Carol S. Dweck beendet und was ich darin für meine Autorinnenlaufbahn gelernt habe, teile ich hier mit euch.

DIE MINDSET-THEORIE VON DR. CAROL S. DWECKS.
Zunächst möchte ich euch näherbringen, was Carol mir über Mindsets beigebracht hat. Bitte betrachte diesen Blogbeitrag nicht als wissenschaftliche Arbeit, sondern als grobe Zusammenfassung mit meinen eigenen Schlussfolgerungen. Vielleicht kannst du dir ja etwas mitnehmen - wenn du gerne tiefer einsteigen möchtest, lies doch einfach selbst das Buch (ISBN: 978-1-4721-3995-5).
Carol unterscheidet hauptsächlich zwei verschiedene innere Einstellungen:
Das Fixed-Mindset: Hier geht die Person davon aus, dass eine persönliche Eigenschaft (z.B. Intelligenz) oder Fähigkeit angeboren und unveränderbar ist
Und das Growth-Mindset: Hier geht die Person davon aus, dass alle persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten weiterentwickelt werden können.
Wir sind meistens eine Mischung aus Fixed-Mindset und Growth-Mindset - je nach Situation. In unserer Gesellschaft wird größtenteils das Fixed-Mindset angewendet. Während beim Fixed-Mindset Talent und das Ergebnis gelobt und anerkannt wird, liegt der Fokus beim Growth-Mindset hauptsächlich auf die Mühe, die wir in etwas gesteckt haben, und auf dem Prozess des Lernens. Das Ergebnis muss hierbei nicht notwendigerweise das Beste, das Stärkste oder eine sonstige Form des Superlativs annehmen. Es geht mehr darum, was John Wooden in diesem Zitat ausdrückt:
Success is the peace of mind which is a direct result of self-satisfaction in knowing you did your best to become the best that you are capable of becoming. - John Wooden
Was machen die verschiedenen Mindsets mit uns?
Wer im Fixed-Mindset lebt, geht davon aus, dass ich eine Fähigkeit habe oder eben nicht habe. Ich habe Angst, als dumm dazustehen, wenn sich herausstellt, dass ich diese Fähigkeit nicht besitze. Daher gehe ich betroffene Herausforderungen nicht an oder suche bereits im Vorfeld nach Gründen, die meine mangelnde Fähigkeit rechtfertigt. Hier ein Beispiel: Wenn ich als Schülerin Angst davor habe, in einer Prüfung eine schlechte Note zu erhalten, bin ich am Prüfungstag entweder krank oder ich lerne nicht (intensiv genug), um eine gute Note zu erzielen.
Dahingegen würde ich im Growth-Mindset davon ausgehen, dass ich im Moment noch nicht die Fähigkeiten besitze, die ich für das Bestehen der Prüfung brauche. Ich muss dafür lernen, ggf. mehrere Wege ausprobieren, um zu meinem Ziel zu gelangen. Vielleicht ist die nächste Prüfung noch nicht so gut gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe, doch dann kann ich immer noch schauen, ob ich bei meinem Lern-Prozess etwas anpassen sollte, um noch besser zu werden.
DIE LEARNINGS FÜR MEIN AUTORINNEN-LEBEN.
Beim Lesen musste ich feststellen, das ich selbst oft in das Fixed-Mindset reinrutsche. Es beginnt schon beim Schreiben, wo mich die ersten Selbstzweifel ereilen. Ist der Text gut genug? Ist die Geschichte überhaupt interessant und spannend genug? Warum sollte jemand ausgerechnet mein Buch lesen? Hallo Fixed-Mindset! Schön, dass du da bist!
Vera Gercke, eine Schreibcoachin, gab mir in einem Workshop den folgenden Tipp:
Schreib ein schlechtes Buch!
Am Anfang habe ich gelacht, aber es hilft wirklich weiter. Erst einmal müssen alle Gedanken zur Geschichte raus. Natürlich ist es sehr hilfreich, wenn du dir zuvor schon einmal eine Story und Charakterbögen erarbeitet hast, sonst musst du wirklich noch mal alles umschreiben. Aber die Magie passiert in den Überarbeitungen. Und überhaupt, wer entscheidet denn, ob ein Buch interessant, spannend oder gut ist? Deine Zielgruppe! Wenn du Romance schreibst, musst du niemanden überzeugen, der / die gerne Krimis liest. Außerdem gibt es so viele Bücher und Autor*innen ... die Leser*innen wollen nicht nur von ihren Lieblingsautor*innen die Geschichten lesen. Alle haben unterschiedliche Geschmäcker und es gibt bestimmt auch Personen, die dein Buch lieben werden.
Und da sind wir schon beim nächsten Thema, bei dem das Fixed-Mindset zuschlagen kann: Die Konkurrenz. Die lässt sich leider nicht kleinreden. Es gibt jede Menge Autor*innen mit unglaublich schönen Geschichten und Ideen, aber die guten Nachrichten: Alle schreiben anders und die Verlage suchen auch ganz unterschiedlichen Lesestoff. Mit dem Self-Publishing sind wir heute eigentlich sogar ganz unabhängig von Verlagen. Zum Glück lesen die Leser*innen nicht nur Bücher eines Verlags oder eines Autors / einer Autorin. Es wird Zeit, in den Austausch zu gehen und voneinander zu lernen. Inzwischen gibt es zahlreiche Communities, in denen du dich mit anderen Autor*innen austauschen kannst. Hier gibt es beispielsweise die Textgenau Community von Katharina Platz oder der Bundesverband junger Autoren. Und wenn du siehst, dass eine andere Autorin etwas sehr gut macht, dann frag doch einfach mal nach ein paar Tipps!
Ein weiterer Aspekt, bei dem ich häufig mit dem Fixed-Mindset zu kämpfen habe, sind die Buchmessen. Meine erste Erfahrung war katastrophal. Ich war an einem Samstag auf der Leipziger Buchmesse. Die Verlage wollten ihre Bücher verkaufen und ich fühlte mich als Fremdkörper, weil ich den Verlagen durch meine Gespräche die Zeit dazu raubte. Am Ende hatte ich das Gefühl, von allen abgelehnt und verurteilt worden zu sein - wieder ein Ergebnis meines Fixed-Mindsets.
Mein Growth-Mindset fragt mich jedoch: Hej, Lea! Was hast. du gelernt? Einiges! Vor allem, dass ich wenn möglich unter der Woche auf Buchmessen gehe, wenn der Publikumsverkehr nicht vorhanden bzw. nicht zu groß ist - auch wenn das bedeutet, dass ich ein teureres Ticket brauche. Außerdem habe ich gelernt, wie wichtig es ist, dass ich die Messen besuche. Als introvertierter Mensch fällt mir das Ansprechen fremder Personen sehr schwer, aber: Sechs Wochen nach meinem als katastrophal eingeschätzten ersten Messebesuch wurde mir ein Verlagsangebot unterbreitet und beim letzten Messebesuch wurde mir angeboten, mein Manuskript an einen Verlag zu senden, der offiziell keine weiteren Manuskripte mehr annimmt. Der persönliche Kontakt hilft also enorm.
ZUSAMMENGEFASST:
Welche Learnings nehme ich mir nach meiner Lektüre für mein Autorinnenleben mit?
Je mehr Arbeit ich in meine Texte stecke, desto besser werden sie. Kleiner Hinweis hierzu: Früher dachte ich, ich brauche keine Schreibworkshops, denn ich will ja nicht genauso schreiben, wie alle anderen. Fakt ist: Ich hatte Angst, dass mir jemand sagt, dass ich überhaupt nicht schreiben kann.
Kritik (ggf. Rezensionen oder im Lektorat) verbessert mich oder spiegeln Meinungen wieder. Geschmack ist keine Sache, die mich verurteilt. Ich sollte mich davon nicht runterziehen lassen.
Verlage sind Unternehmen. Eine Absage (oder keine Rückmeldungen) sagt nichts über die Qualität meines Textes aus. Es passt vielleicht nicht so gut, wie gedacht zum Verlag oder der Verlag sieht keine Absatzmöglichkeit. Und leider ist es auch so, dass Verlage ihre Autor*innen in Profitabilität kategorisieren. Ggf. wird er nicht so viel Mühe und Marketingaufwand in dein Werk stecken wie in andere. Keep on going! Jedes Buch, das veröffentlicht wird, zeigt die Leidenschaft, die du reinsteckst!
Social Media ist kein Nebenjob. Täglich sehe ich in den sozialen Medien Posts - von Leser*innen, Blogger*innen, Verlagen und anderen Autor*innen. Dabei habe ich das Gefühl, definitiv aktiver werden zu müssen. Sollte ich wahrscheinlich auch, aber ich bin nur ein Mensch mit einem Vollzeit-Hauptjob, Familie, Freund*innen und ja - auch anderen Hobbys. Ich tue, was ich kann, und zur Veröffentlichung meiner Bücher ein wenig mehr als sonst.
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