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  • Lea

REZENSION: SPLITTER VON LAURA CARDEA


Buch Cover "Splitter aus Silber und Eis" von Laura Cardea

Wen würdest du küssen, wenn dein Kuss tödlich wäre? Veris hat nur ein Ziel und zwar den Prinzen des Winters aus dem Nachbarland zu töten, denn die Splitter, die von seinem gefrorenen Herzen ausgehen, verwandeln die Menschen um sie herum in habgierige Monster.

 

„Splitter aus Silber und Eis“ ist ein High-Fantasy Roman von Laura Cardea, veröffentlicht vom Carlsen-Verlag. Als Prinzessin aus dem Frühlingsreich versucht Veris ihr Volk vor den gefährlichen Eissplittern zu schützen, die der Prinz des Ewigen Winters verstreut. Ihr Plan: ihn töten. Doch dazu muss sie erst einmal sein Vertrauen gewinnen.


Das Buch ist mir vor allem wegen des Covers ins Auge gefallen. Gefrorene Wimpern, Eiskristalle auf den Augen und in den Haaren und dazu die sehr warmen, braunen Augen als Kontrastfarbe. Gleichzeitig wirkt das Cover mit dem Lack sehr verträumt. Mein Highlight war der Text auf dem Buchrücken – keine lange Beschreibung des Inhalts, sondern nur eine einzige Frage. Genau mein Geschmack!


Nach dieser sehr ausführlichen Beschreibung der Optik des Buches, schulde ich euch nun jedoch auch eine detaillierte Beschreibung des Inhalts 😉.


WELTENBAU.

Splitter spielt in einer fantastischen Welt. Aurum, das Land des Frühlings, und Wenturien, das Land des Winters, bekriegen sich seit langer Zeit. Um den Frieden zu wahren, wird ein Pakt geschlossen: Der Prinz des Winters erhält jedes Jahr zum Julfest (in Schweden ist das das Weihnachtsfest und es passt auch mit dem 24. Tag des Julmondes) das schönste zwanzig jährige Mädchen im Land. Diese Mädchen werden Sakrale genannt. Im Gegenzug fällt er nicht in Aurum ein. Auch wenn er sich an die Abmachung hält, strömen die eisigen Splitter seines gefrorenen Herzens hinüber ins Frühlingsreich und vergiften dort die Stimmung. Alle Menschen, die von einem Splitter getroffen werden, sind augenblicklich mit Hass, Neid und Habgier erfüllt. Da die Menschen nicht über die Grenze ins Winterreich treten können, bleibt ihnen nur eine Waffe gegen den Prinzen des Winters: Sie müssen die Mädchen, die ihm geopfert werden, zu Mörderinnen ausbilden. In jedem Jahrzehnt wird ein Mädchen geboren, das eine ganz eigene Waffe besitzt und zwar den sogenannten Kuss der Daphne. Jede Person, die sie küssen, wird augenblicklich sterben. Einen Mann mit einem Herz aus Eis in sich verliebt zu machen, ist jedoch genauso schwer, wie ihn zu töten.


„Das Winterreich verlangt jedes Jahr ein Mädchen. Das Eis in mir würde überhandnehmen, wenn ich die Forderung nicht erfüllen würde. ES würde meinen gesamten Körper befallen, mein Schloss, mein Reich. Mein Volk.“ (S. 185)


In dem Königreich Aurum gibt es hauptsächlich nur Menschen, wohingegen das Reich des Winters von den Fae regiert wird. In Splitter sind Fae feen- oder elfenartige Wesen. Sie sind ein wenig größer und schlanker als Menschen, besitzen keine Pupillen und haben weißblonde Haare. Außerdem können sie zaubern. Zwar können das theoretisch auch Menschen, doch die besitzen wesentlich weniger Energie und sind in diesem Bereich nicht sonderlich bewandert. Ein Fae kann seine oder ihre Macht durch Üben, aber auch durch Verträge (z.B. einen Ehevertrag) steigern. Je älter ein Fae ist, desto mächtiger wird er oder sie. Stirbt ein Fae, wandert die Magie auf sämtliche anderen Fae über. Die Magie ist also immer im Gleichgewicht.


Das Winterreich teilt sich in mehrere kleine Reiche auf. Rhigos wird von dem berühmten Prinzen des Winters regiert, wohingegen die restlichen Länder von seiner Mutter bzw. seinen Geschwistern beherrscht werden.


So, ich denke, jetzt habe ich euch erst einmal genug über den Weltenbau erzählt. Es wird Zeit, dass ich richtig mit euch einsteige.


HAUPTPERSONEN.

Durch Splitter führen uns zwei Hauptpersonen. Die erste ist Veris. Veris ist die Prinzessin des Frühlingreichs und ihr Name bedeutet nichts anderes als Frühling. Genau wie alle anderen Mädchen in Aurum lernt sie schon früh, sämtliche Kampfsportarten und wie sie Männer bezirzt. Ihr ist schon lange klar, dass sie eines Tages zum Prinzen des ewigen Winters gehen muss und bereitet sich auf ihre große Reise vor, um den Prinzen zu töten und so ihr Volk vor den Eissplittern zu schützen. Veris stellt gleich zu Beginn klar, dass sie keine der Mädchen ist, die den Kuss der Daphne durchführen kann, also bleiben ihr bloß ihre Kampfkünste, von denen sie allerdings auch nicht sonderlich überzeugt ist. Als ich das gelesen habe, war ich sehr überrascht und erfreut zugleich. Die Heldin hat keine besondere Superpower und kann trotzdem etwas bewegen! Das hat sie für mich sofort nahbarer werden lassen.


„Ich bin die Prinzessin des Frühlingsreiches, doch üblicherweise ist es ihr Lächeln, das mit dem Strahlen der Frühlingssonne konkurriert. Vielleicht kann ich ebenso lächeln, nachdem ich mein Schicksal erfüllt habe. Entweder das – oder ich sterbe bei dem Versuch. Und aller Voraussicht nach sterbe ich, so wie all die Sakrale vor mir.“ (S. 6)


Der Prinz des Winters heißt Nevan und ist die zweite Hauptfigur des Buches. Er selbst besitzt tatsächlich kaum mehr positive Gefühle. Auf Seite 63 behauptet er sogar:


„Mittlerweile habe ich keine Leibspeise mehr, so wie mir kaum etwas Freude bereitet.“


Das liegt jedoch nicht an seinem Hohen Alter von 900 Jahren, sondern an dem Fluch, der auf ihm lastet und sein Herz gefangen hält. Er akzeptiert die Mädchenopfer, weil er somit sein Land beschützt, aber er hasst sie, denn sie alle wollen ihn töten. Er erkennt, dass einige der jungen Frauen anders sind als andere, doch sie verschweigen verbittert ihr Geheimnis. Nevan will nicht länger warten und setzt all seine Geduld und Karten auf Veris, die ihn wie folgt beschreibt:


„Auf einem Stuhl mit geschnitzter Rückenlehne am Ender der Tafel sitzt der Prinz des Winters. Nein, er sitzt nicht, er lungert, als wäre er der Herrscher der Welt – einer, der viel zu jung zum König gekrönt wurde. Er ist aus dem gleichen Eis geschnitzt wie sein Schloss. Wunderschön und kalt. Etwas, das man tunlichst nicht berühren sollte, wenn man nicht daran festfrieren und sich bei der kleinsten Bewegung die Haut abreißen will.“ (S. 33)


Als letztes ist noch Evelune zu nennen. Sie ist Nevans Mutter und die mächtigste Fae im Land. Immer wieder wirkt sie auf die Geschehnisse ein und ihre Rolle wird erst ab der zweiten Hälfte der Geschichte klar. Ich möchte jedoch nicht mehr über sie verraten, damit euch all die Spannung bei den Begegnungen mit ihr erhalten bleibt.


WIE WAR’S DENN JETZT?

Splitter ist ein Buch voller Action und Intrigen. Die Hauptfiguren sind viel in Bewegung, während sie sich gegenseitig ununterbrochen herausfordern. Veris ist eine überaus bodenständige Prinzessin, die mit Witz und Entschlossenheit ihre Ziele verfolgt. Obwohl sie den Prinzen des Winters hasst, schafft sie es dennoch, ihm gegenüber offener zu werden und ihn zu verstehen. Auch Nevan legt eine unglaubliche Entwicklung hin. Vom gefürchteten König, zum interessierten und aufmerksamen Herrscher, der irgendwann auch wieder in der Lage ist, Mitgefühl zu empfinden.


Ein Wendepunkt in der Geschichte kam sehr unerwartet und überzeugt mich auch im Nachhinein nicht vollständig. (Was passiert, erzähle ich euch im nächsten Teil, den ihr natürlich nur lesen solltet, wenn ihr gespoilert werden wollt.) Nachdem ich diese Wendung akzeptiert hatte, erkannte ich, wie wesentlich komplexer Lauras Geschichte aufgebaut ist, als es zu Beginn den Anschein hatte.


Besonders schön finde ich Nevans Glaube an das Gute in den Menschen. Trotz seines Gefrorenen Herzens hält er daran fest:


„Es gibt keine Bösen. Es gibt nur Personen, die versuchen ihre Probleme zu bewältigen. Auf die beste Art, die sie kennen, mit den besten Mitteln, die sie haben.“ (S. 310)


Hier meine Buch-Einschätzung

  • Genre: High Fantasy

  • Zielgruppe: eher weiblich, 14-30 Jahre

  • Einschätzung: 4 von 5 Sterne

  • Leseempfehlung: Laura nimmt euch mit in eine fabelhafte, fantasievolle Welt voller Magie und Machtspiele, Stolz und Entschlossenheit. Die Geschichte nimmt einen überraschenden Verlauf und lädt zum Mitfiebern ein. Also auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung von mir!

  • Für all diejenigen, die nun hier zu lesen aufhören, hier noch zwei meiner weiteren Lieblingszitate zum Schluss: „‚Ihr werdet noch mein Verderben sein […]. Ihr werdet das Verderben des gesamten Winterreiches sein.‘ Ich grinse, weil das die schönsten Worte sind, die ich seit Langem gehört habe.“ (S. 146) „Töten geschieht nie grundlos. Macht, Reichtum, Herrschaft – die Gründe, warum wir alle seit Jahrhunderten, vielleicht Jahrtausenden, kämpfen und töten. Doch vor allem aus Angst. Sie treibt alle von uns an.“ (S. 209)


INHALT DES BUCHES – ACHTUNG SPOILER!

Wer noch mehr über meine Meinung und Einblicke in „Splitter“ wissen möchte, ist hier genau richtig. Ich werde jedoch das ein oder andere Detail ausplaudern, das mir während des Lesens der Geschichte in den Sinn gekommen ist.


Splitter beginnt mit Veris‘ Reise ins Reich des ewigen Winters. Sie ist in ein Kleid aus Malven gehüllt, das ihr sowohl das Gehen erschwert, als auch nicht besonders warmhält. Was sie nicht weiß: Die Malven sind für Nevan und alle anderen Fae giftig. Dass ihre Eltern sie in das Kleid gesteckt haben, war also durchaus ein intelligenter Schachzug.


Veris irrt ziellos durch den Wald, bis sie das Bewusstsein verliert. Nevan und sein Ritter sammeln sie ein und stecken sie erst einmal in den Kerker. Anstatt ihr alles zu nehmen, darf sie selbst Gegenstände behalten, die den Fae gefährlich werden können. Obwohl Nevan Veris foltert, beharrt sie darauf, dass sie das Geheimnis der anderen Mädchen nicht kenne. Da sie jedoch auch nicht zum Angriff übergeht, muss Nevan einsehen, dass Veris ungefährlich ist.


Er lässt sie frei, aber verpflichtet sie, seinen Befehlen Folge zu leisten. Diese beschränken sich zunächst darauf, dass sie mit ihm morgens und abends am Tisch sitzt und sie sich ansonsten frei im Schloss bewegen darf. Das führt dazu, dass Veris ihre Grenzen austestet. Sie stellt Bedingungen und lässt sich auf diverse Machtspiele mit ihm ein. Eines Tages stiehlt sie warmer Kleider und flieht, wird jedoch von Nevan eingeholt. Um ihm zu entkommen, springt sie in einen Fluss.


Als sie wieder zu sich kommt, erklärt Nevan ihr, dass sie nur mit Fae-Magie aus dem Wald an der Grenze entkommen kann. Als Mensch würde sie so lange in dem Wald herumirren, bis sie schließlich erfriert. Danach sieht Veris ein, dass ihr eine Flucht nichts bringt. Nevan heckt unterdessen einen neuen Plan aus: Er will, dass Veris sich in ihn verliebt, um sie zum Reden zu bewegen. Er ist dazu bereit, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, damit er endlich das Geheimnis um die besonderen Mädchen kennt.


„Das ist der Prinz des Winters, den ganz Aurum fürchtet. Zu spät bemerke ich, dass er mich dabei erwischt hat, wie ich ihn mustere. Für einen Moment kann ich meinen Blick nicht abwenden, egal wie sehr ich es will. Seine Augen, diese schwarzen Schiefersteine, dringen selbst über die Entfernung bis in die tiefsten, furchtvollsten Ecken meines Herzens vor. Er sieht mich an, als gäbe es nur mich und ihn. Als gäbe es nur mich für ihn.“ (S. 81 f.)


Als Veris eines Nachts durch das Schloss schleicht, trifft sie eine alte Frau. Die Frau möchte Nevan ebenso aus dem Weg räumen wie Veris, denn auch unter den Fae hat er Feinde. Sie zeigt ihr, dass Nevans Macht auf seinem gefrorenen Herzen basiert. Sie behauptet, dass diese Macht schwindet, wenn Veris‘ es schafft, das Eisherz schmelzen zu lassen. Daraufhin verlangt Veris von Nevan, dass er ihr Magie beibringt und da er ihr gerade Honig ums Maul schmiert antwortet er:


„Ich gehe davon aus, Ihr könnt bereits lesen, schreiben, sticken, sowie mit Messer und Gabel essen. Nicht zu vergessen die Wildschweinjagd. […] Ja, ich unterrichte Euch in Magie.“ (S. 94)


Veris startet also mit dem Unterricht, muss aber einsehen, dass Magie gar nicht so leicht ist. Außerdem verfällt sie allmählich dem Charme des Prinzen, obwohl der immer wieder betont, dass er sie absolut nicht für attraktiv hält. Daher fasst Veris einen Entschluss:


„Natürlich will ich, dass er mich als anziehend empfindet – wie kann man das Herz einer Person schmelzen, die einen abstoßend findet? Aber die Ernüchterung reicht tiefer als das, bis zu einem Teil von mir, den ich nicht völlig aufgeben konnte. Der Teil, der bewundert werden will, nicht nur von meinem Volk, sondern auch auf nähere, ursprünglichere Art. Ich hasse diesen Teil in mir, weil er meiner Mission Steine in den Weg legt. Ich werden ihn loswerden.“ (S. 103)


Hier möchte ich einen kurzen Cut machen. Mir sind bis zu diesem Punkt jede Menge Fragen durch den Kopf gegangen, an die Veris bisher noch nicht richtig gedacht hat. Wer ist die alte Frau? Kann man ihr vertrauen? Woher weiß sie so viel und weshalb gibt sie Veris die Gabe, die alte Schrift lesen und verstehen zu können? Außerdem: Wo kommt das Eisherz her? Was passiert mit dem Prinzen, wenn sein Herz taut? Und vor allem, wo sind die Sakrale aus den letzten Jahren? Sind die alle tot? Keine Angst, Laura hat Antworten für mich – und zwar auf alle Fragen. Ich persönlich finde es nur seltsam, dass Veris bisher noch nicht einmal ausführlicher darüber nachgedacht hat.


Nun also weiter im Text. Da Nevan das Gefühl hat, bei Veris nicht weiterzukommen, macht er ihr kurzerhand einen Heiratsantrag, woraufhin Veris wie folgt reagiert:


„Ist das wieder eines seiner Spielchen? Er muss das Gleiche versuchen wie ich – mein Vertrauen gewinnen, meine Zuneigung, für seinen geheimen Plan. Doch ich werde ihn nicht mit mir spielen lassen. Nein, ich werde ihn mit mir spielen lassen. Aber sein Spiel können zwei spielen.“ (S. 129)


„Die Wahrheit ist, dass ich nie auch nur über das Thema Heiraten nachgedacht habe. Liebe gehört nicht in mein Leben. Doch der Vorwand, unter dem ich seinen Antrag ablehne, ist überlebenswichtig. Denn wenn er hat, was er will – eine ergebene Gemahlin und ihr Reich – wird er mich links liegen lassen. Er wird mich zwischen all dem Luxus versauern lassen. Doch wenn ich ablehne, muss er sich weiter um mich bemühen. Und nur dann gibt es eine Chance, dass sich sein Herz für mich erwärmt.“ (S. 141)


Erst als Nevan ihr eröffnet, dass sie als seine Ehefrau Macht über ihn hätte und sie gemeinsam an Macht hinzugewinnen, lenkt sie ein. Sie zieht die Hochzeit in Betracht, wenn sie sich näher kennengelernt haben. Die Gelegenheit bietet sich gleich bei der Reise, die am nächsten Tag beginnt. Nevan führt sie durch sein Reich und zum ersten Mal kommen ehrliche und tiefgründigere Gespräche auf Augenhöhe zwischen den beiden zustande.


Am Ende der Reise führt Nevan Veris zu einem Turm, in dem alle Sakrale eingesperrt sind. Dieses Ereignis prägt sie so sehr, dass sie zum Angriff übergeht, sobald sie zurück im Schloss sind. Sie vergiftet den Prinzen und streift ihn mit ihren Lippen. Aber sie küsst ihn nicht, denn sie kann nicht.


Obwohl sie doch eines der Mädchen ist, deren Küsse töten, weiß sie tief im Innern, dass sie sich in Nevan verliebt hat. Hier ist ein großer Wendepunkt in der Geschichte, denn angeblich hat sich Veris die ganze Zeit hinter der hilflosen Maske versteckt. Jeder ihrer Gedanken war darauf ausgelegt, dass sie Daphnes Kuss nicht beherrscht. Als Leserin bin ich hier beinahe enttäuscht, dass Veris doch nicht so normal ist, wie sie zu Beginn behauptete. Außerdem fällt es mir schwer zu glauben, dass jemand sich so sehr – auch in Gedanken – verstellen kann, wenn sie doch gleichzeitig darauf hinarbeitet, endlich den Prinzen küssen zu können. Vielleicht würde ich beim zweiten Mal lesen noch einmal das ein oder andere Detail finden, dass dezent auf diesen Wendepunkt hinweist. Zugegeben könnte ich den Wandel durch Zitate (z.B. dem von Seite 103 oder dem folgenden) erahnen, aber so ganz überzeugt mich der plötzliche Wandel nicht.


„Die Anstrengungen der letzten Wochen zehren jeden Tag mehr an mir, und sobald ich allein bin, zehren sie auch an der Mauer, die ich in mir aufgebaut habe. Sie zerren Schicht für Schicht fort, bis bald nur noch rohe, schmerzende Sehnsucht nach meinem alten Leben übrig bleiben wird.“ (S. 200)


Nachdem Veris ihre Maske abgelegt hat, verstehe ich auf jeden Fall aber die plötzliche Leere, die sie danach empfindet – immerhin hat sie weder das Ziel der hilflosen, noch der starken Veris erreicht.


„Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Die Prinzessin, die ich nie sein sollte. Die Verfluchte, deren Leben auf eine einzige Aufgabe ausgerichtet war. Ein Sakral. Eine Verlobte. Eine Feindin. Nichts davon ist mehr wahr.“ (S. 219)


Veris flieht und findet Schutz bei Nevans Mutter Evelune, die sich zuvor schon als die alte Dame in Nevans Schloss gezeigt hatte. Sie erzählt Veris, dass Nevan sich einst in ein Menschenmädchen namens Daphne verliebt hatte. Da sie jedoch nichts von ihm wissen wollte, verzauberte sie ihren Sohn, um Daphne vor ihm und seinem Jähzorn zu schützen. Nevan war zwar nicht länger verliebt, doch sein Herz aus Eis und Daphne verflucht. Solange Nevans Herz gefroren ist, wird auch Daphnes Fluch immer und immer wiederkehren.


Anstatt Veris nach ihrem Mordanschlag zu hassen, unterbreitet Nevan ihr ein Angebot: Wenn Veris es innerhalb eines Tages durch sieben Prüfungen schafft, kann sie nach Hause zurückkehren. Wenn sie versagt, wird sie seine Frau. Sie geht darauf ein und gewinnt, weil


  1. Nevans Verwandte, die die Prüfungen auswählen, verhindern wollen, dass Nevan durch eine Heirat mehr Macht erlangt, und

  2. weil Nevan Veris am Ende das Leben rettet. Da ist also noch jemand anderes heimlich verliebt 😉.


Zurück in Aurum sind die meisten enttäuscht, dass Nevan noch lebt. Gemeinsam mit ihrem Vater, entwickelt Veris einen Plan, wie sie Nevan töten können. Aber plötzlich erkennt Veris die Wahrheit über Evelune. Evelune hat ihren Mann umgebracht, um mehr Macht zu erlangen, und spielt ihre Kinder seither gegeneinander aus. Sie versteckt sich hinter Nevan, der den Menschen so viel Leid bringt, und hat doch selbst den Fluch ausgesprochen, der nun allen zu Lasten fällt. Das geschah auch nicht zu Nevans Schutz, sondern um zu verhindern, dass Nevan und Daphne, die sich tatsächlich liebten, heiraten und somit mehr Macht erzielen konnten.


Kurzentschlossen bricht Veris zu Evelune auf und fordert sie zum Duell heraus. Es kommt zu einem erbarmungslosen Kampf und schließlich gibt Veris unter der Forderung auf, noch einmal die Person küssen zu dürfen, wonach sie sich am meisten sehnt. Das ist natürlich nicht Nevan, wie Evelune denkt, sondern sie selbst. Und somit muss sie an dem Fluch sterben, den sie selbst ins Leben gerufen hat. Endlich können alle ihren Frieden finden.


Splitter hält also, was das Cover verspricht. Die Geschichte hat etwas Verträumtes, jede Menge Eis und Intrigen – gleichzeitig aber eine intensive Wärme, die von Veris ausgeht. Tatsächlich habe ich viele Aspekte in meiner Inhaltsangabe zusammengezogen, denn in der Geschichte passiert unglaublich viel. Also selbst wenn ihr euch bis hier unten durch meinen Text durchgeschlagen habt, lohnt sich der Blick ins komplette Buch auf jeden Fall!


Vielen Dank, Laura, für dieses faszinierende Abenteuer in der unglaubliche Welt des Winters!

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