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  • Lea

REZENSION: THE RUN VON DANA MÜLLER-BRAUN


Buchcover: The Run von Dana Müller-Braun - Die Prüfung der Götter

Um ein offizielles Mitglied der Gesellschaft zu werden, muss Sari am 50-tägigen Run teilnehmen – und überleben, denn auf sie wartet ihr kleiner Bruder Jarrusch. Mit einem gefährlichen Schattenbringer an ihrer Seite und einem Monarchen im Nacken, der sie tot sehen will, kämpft sie sich durch die einzelnen Etappen des „Runs“.

 

„The Run – Die Prüfung der Götter“ ist ein High Fantasy Abenteuer über das, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Für Sari ist das ihr kleiner Bruder Jarrusch. Als er zwei war, wurde ihre Mutter ermordet. Seitdem kümmert sich Sari um ihn, doch niemand weiß, dass er überhaupt existiert, denn er ist ausgerechnet der Mutant, den der böse Monarch schon lange verzweifelt sucht.


WELTENBAU.

„The Run“ spielt in vier Königreichen: Kalipar, das Land des schwarzen Sandes und des Kampfes. Arasá, das Land des goldenen Staubs und der Weisheit. Tunis, das Land der roten Asche und des Todes. Und Emza, das Land des blauen Eises und des Lebens. Die Namen der Länder entsprechen den Göttern bzw. den Göttinnen, die die Länder regieren. Bevor die Götter und Göttinnen auf die Erde kamen, wurde diese von Drachen, Sauriern und Alben bevölkert, doch sie wurden von den neuen Herrscher*innen vertrieben. (Ich persönlich finde diese Kombination sehr lustig, was denkt ihr?)


Die unsterblichen Alben erschaffen sich Masken, die sie in den Augen der Götter und Göttinnen menschlich wirken lassen. Mit diesen legen sie die göttlichen König*innen rein und zeugen mit ihnen Nachkommen. Jahrhunderte später, lässt ein Mann namens Marruk Karis (der Monarch) sämtliche Nachkommen der König*innen ermorden und übernimmt selbst die Regentschaft über die vier Königreiche. Es folgen zahlreiche Jahre der Schreckensherrschaft, in denen beinahe täglich mit Hausdurchsuchungen und schrecklichen Strafen gerechnet werden muss.


„The Run“ ist eine Tradition, bei der die Jugendlichen sich beweisen müssen. Wenn sie ihn überstehen, werden sie offiziell in die Gesellschaft aufgenommen. Davor sind die Kinder und Jugendlichen nur sogenannte „Phantome“. Sie haben offiziell keine Namen und müssen sich immer, wenn sie das Haus verlassen, in einen sogenannten Tahill kleiden, der nur ihre Augen freilässt (sowohl Männer als auch Frauen). Wer sich nicht daran hält, wird gesteinigt. Die Aufgaben, die „The Run“ beinhaltet, sind unbekannt, denn niemand, der ihn hinter sich gebracht hat, kann darüber sprechen. Somit ist es schwierig, sich auf ihn vorzubereiten. Wer jedoch viel Geld besitzt, kann dem Monarchen sogenannte Tribute zollen und von ihm besondere Gaben erhalten. Die Hauptfigur Sari gibt jedoch all ihr Geld für Essen aus, damit ihr geheimer Bruder und ihr Vater während ihrer Abwesenheit überleben. Da Sari dem Monarchen somit keine Tribute zollen kann, werden ihr vom Monarchen zusätzliche Schwächen aufgebürdet. „The Run“ besteht aus acht verschiedenen Prüfungen. Aber nicht nur die Prüfungen sind lebensgefährlich, sondern auch der Weg durch die vier Königreiche:


„Doch die vier Lande […] beherbergen Monster – mörderische Tiere und dunkle Gestalten – und unseren schlimmsten Feind. Das abscheulichste aller Wesen. Uns selbst.“ (S. 13-14)


Immer nach zwei bestandenen Prüfungen erhalten die erfolgreichen Achtzehnjährigen Male am Arm, die ihren Fortschritt markieren. Sobald sie das vierte Mal erhalten, haben sie „The Run“ bestanden.


Gut zu wissen: Alle Bewohner*innen des Landes tragen Magie in sich. Besonders hervorzuheben sind noch die sogenannten Gaben. Diese können auf heller oder auf schwarzer Magie basieren. Die hellen Gaben werden von Wahrheitsbringer*innen übergeben und die dunklen von Schattenbringer*innen. Jede Gabe hat jedoch ihren Preis und so lassen sich die Gaben im Tausch gegen Erinnerungen erwerben.


„Die Gabe hat mir etwas weggenommen. Ich spüre es. Es ist, als wäre plötzlich ein Loch in mir, dort, wo vorher Liebe war. Es fühlt sich an, als hätte ich etwas Wichtiges vergessen. Etwas von so großer Bedeutung, dass es mich mein Leben kosten könnte.“ (S. 27)


HAUPTPERSONEN.

Im Zentrum der Geschichte steht die achtzehnjährige Sari, die kurz vor ihrem Lauf steht. Sie kämpft bereits ihr ganzes Leben und hat keine Angst vor ihrer Aufgabe. Sie hat goldene Augen und langes, goldenes Haar – so wie viele im Land Asará – doch natürlich ist ihr Äußeres die meiste Zeit durch ihren Tahill verdeckt. Sari hasst den Monarchen, der die vier Königreiche regiert und die Untertanen unter Druck setzt, aus tiefsten Herzen.


„‚Wirke ich etwa dumm?‘, frage ich erschrocken. ‚Wenn alle mit Steinen nach dir werfen und du dabei unentwegt den Monarchen anstarrst, um ihm deine Stärke zu demonstrieren, sodass er sie dir logischerweise austreiben will, Sari, ja, dann wirkst du tatsächlich dumm und töricht.‘“ (S. 137)


So sehr sie den Monarchen hasst, so sehr liebt sie ihre Mutter und ihren Bruder. Ihre Mutter war weise, tapfer und stark, doch sie wurde ermordet, als Sari elf Jahre alt gewesen war. Ihr Vater konnte mit dem Verlust nicht umgehen und lebt seither in sich gekehrt in der kleinen Hütte. Sari übernimmt die Verantwortung, und obwohl sie als Phantom nicht arbeiten darf, verdient sie sich mit illegalen Kämpfen den Lebensunterhalt. Ihr Bruder Jarrusch ist alles, was Sari noch hat, und ausgerechnet ihn muss sie vor dem Monarchen verstecken, denn er ist ein Mutant mit übersinnlichen Fähigkeiten. Er sieht anders aus als andere Kinder – leider auch die Partie zwischen seinen Augen, sodass der Tahill seine Besonderheit nicht verdecken kann. Deshalb täuscht die Familie seinen Tod vor und versteckt ihn unter den Dielen des Hauses. Jarrusch ist Saris Leben. Ihre Liebe. Ohne ihn hat sie keine Aufgabe, keinen Sinn. Er ist alles, was sie ausmacht.


„‚Gute Taten werden in dieser Welt nicht belohnt, Sari.‘ Der Schattenbringer erhebt sich und streckt mir seine Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. ‚Das weißt du wahrscheinlich besser als ich. Deine Lebenszeit war nicht ohne Grund aufgebraucht. […] Du hast diesem Jarrusch so oft das Leben gerettet, dass deines beinahe zu Ende war, nicht wahr?‘“ (S. 79)


Der Schattenbringer in diesem Zitat ist Keeran. Er selbst kann Gaben, die auf schwarzer Magie basieren, benennen, aber auch er hat bereits unzählige Gaben verraten bekommen:


„Dieser Typ ist mächtiger als jedes Geschöpf, dem ich bisher begegnet bin. Und für jede seiner Gaben wurde ihm eine Erinnerung genommen. Er ist übermächtig und emotionslos. Ohne Vergangenheit.“ (S.67)


Keeran ist kein normaler Mensch, sondern der Erstgeborene des Gottes Kalipar. Das bedeutet gleichzeitig, dass er zur Hälfte ein Alb und untersterblich ist. Er wird vom Monarchen als Werkzeug gebraucht und hat auf dessen Befehl hin die vier König*innen umgebracht. Er versucht unerbittlich, seine eigenen Ziele zu verfolgen – doch das ist gar nicht mal so leicht, denn der Monarch besitzt unzählige seiner Erinnerungen.


WORUM GEHT’S JETZT ALSO KONKRET?

„Vielleicht werden wir uns wiedersehen. Vielleicht begegnen wir uns im Wald, vielleicht aber auch erst nach dem Lauf oder nie wieder. Bei dem Gedanken wird mein Herz schwer. Aber ich darf nicht daran denken. Hier geht es um mich. Und vor allem um Jarrusch.“ (S. 49)


Genau. Es geht um Jarrusch, denn Saris gesamte Welt dreht sich um ihn. Sie startet „The Run“ mit dem einzigen Gedanken daran, rechtzeitig nach Hause zurückzukommen, bevor ihr Bruder entdeckt wird, und um sich wieder um ihn kümmern zu können. Doch der Monarch hat andere Pläne, denn Sari ist so widerspenstig und trotzig, dass er ihre Prüfung zur Herausforderung werden lässt.


„The Run soll uns brechen. Jeden von uns. Jeden noch so starken Charakter. Er soll uns nicht besser machen, sondern zu angepassten Mitgliedern der Gesellschaft. Er soll uns unseren letzten Willen, das letzte bisschen Hoffnung nehmen, diese Welt zu einem besseren Ort machen zu können.“ (S. 202)


Die Prüfung artet zu einem Duell zwischen ihm und Sari aus. Er kann sie während des Laufes nicht töten lassen, doch er kann ihr Steine in den Weg legen und das tut er zur Genüge. Ein Glück, dass Sari einen Schattenbringer bei sich hat, der sie beschützt. Seine Gründe dafür sind jedoch nicht annähernd so heldenhaft, wie es den Anschein hat.


WIE WAR’S DENN JETZT?

Dana spricht in ihrer Geschichte wie nebenher zwei extrem wichtige Wahrheiten aus, die ich an dieser Stelle noch einmal hervorheben möchte. Die eine Sache ist, dass wir zur Verallgemeinerung tendieren – gerade wenn es z.B. um Verbrechen geht. Nur weil jemand, der ein Verbrechen begeht, evtl. eine andere Staatsbürgerschaft besitzt, heißt das nicht, dass alle Ausländer an dem Verbrechen schuld sind. Genau dieser Prozess geht auch in Sari vor, bis sie schließlich ihren Fehler erkennt.


„So wie ich vergessen habe, dass es einzelne Menschen waren, die sie getötet haben, und kein ganzes Volk.“ (S. 134)


Die zweite tiefgehende Wahrheit bezieht sich auf das Thema Religionen. Sari erhält die Möglichkeit, mit einer Göttin zu sprechen. Sie unterhalten sich über den Inhalt ihrer heiligen Schrift und die Göttin gibt zu:


„Es gibt Textstellen, die gestrichen wurden, als wir längst nicht mehr existierten, weil die Menschen sich ihren Glauben gern so zusammenbasteln, wie sie ihn brauchen.“ (S. 363)


Wie wahr. Diese Erkenntnis ist unwichtig für die Geschichte, aber erschreckend wahr für alle Religionen unserer Welt.


Der Schreibstil in „The Run“ ist sehr angenehm, gut verständlich und anmutend, wie ihr euch vielleicht schon durch die vielen Zitate denken konntet. Mir gefällt die optische Aufbereitung und die Karte im Umschlag war recht hilfreich – wobei ich kein Gefühl dafür habe, ob sie maßstabsgetreu war. Auch hatte ich das Gefühl, dass die Charaktere für ein und dieselbe Strecke mal fünf und mal nur einen Tag gebraucht haben. Für die Distanzen habe ich offensichtlich kein Gefühl entwickelt. Ein weiterer negativer Punkt, den ich noch anbringen möchte, handelt von einer einzelnen Szene, die die Geschichte nicht weitergebracht, sondern (in meinen Augen) sogar gestört hat. Die sexuelle Szene mit in die Geschichte reinzubringen, die auch eher einen leicht gewaltsamen Charakter hat, hat meines Erachtens nicht zu den Charakteren und auch nicht in den allgemeinen Kontext gepasst – zumal sie am Ende ja auch nicht wirklich Sex hatten. Wozu das Ganze? Nur damit darüber geschrieben ist? Ich hatte das Gefühl, dass es wie eine Aufgabe war, die erledigt werden muss. Sehr schade. Aber natürlich sprechen die paar Seiten nicht für das gesamte Buch.


Hier meine Buch-Einschätzung:

  • Genre: High Fantasy, Abenteuer, Liebesgeschichte

  • Zielgruppe: weiblich und männlich, 14-30 Jahre

  • Spannung: 4 von 5 Sterne

  • Spaß: 4 von 5 Sterne

  • Charaktere: Es gibt wenige Charaktere, die sich jedoch gut unterscheiden. Ich persönlich konnte mich mit Sari zunächst nur schwer identifizieren, weil sie bei jeder Kleinigkeit in Rage gerät. Womöglich wäre ich in ihrer Situation mit denselben Belastungen aber auch ähnlich angespannt gewesen.

  • Leseempfehlung: Dana ist sehr kreativ in der Ausgestaltung der Welt. Hie und da haben mich kleinere Passagen an andere Geschichten erinnert (z.B. das Verbeugen vor einem Greif), doch im Ganzen betrachtet, bin ich von der Andersartigkeit der Welt und der Traditionen begeistert.


INHALT DES BUCHES – ACHTUNG SPOILER!

Wer noch mehr über meine Meinung und Einblicke in „The Run“ wissen möchte, ist hier genau richtig. Ich werde jedoch das ein oder andere Detail ausplaudern, das mir während des Lesens der Geschichte in den Sinn gekommen ist.


Über Saris Umstände habe ich nun schon viel erzählt, also starte ich gleich beim Run. Weil Sari dem Monarchen keine Tribute gezollt hat, nimmt er ihr ihre Ausdauer und ihren Überlebenswillen. Dieser Fluch hält meines Erachtens nur bis zum Erhalt des ersten Mals an, dann ist er plötzlich verschwunden, ohne dass es eine Auflösung gegeben hätte. Aber bei den ersten Aufgaben macht sich dieser Fluch stark bemerkbar. Sie muss den menschenfeindlichen Wald durchqueren und schafft das nur, weil Keeran ihr immer wieder zur Hilfe kommt. Hier habe ich mich gefragt, warum der Monarch die Achtzehnjährigen umbringen will, doch „the Run“ ist eine Tradition der Götter und Göttinnen und nicht von ihm vorgegeben. Er nutzt ihn nur, um sie sich unterwürfig zu machen. Wer nicht überlebt, war einfach nicht stark genug für die Gesellschaft.


Im Erdreich des Todes fällt Sari fast durch die Prüfung. Nur Keeran schafft es, sie von einem Selbstmord abzuhalten. Dabei erzählt Sari in Panik, ihr Bruder müsse sterben, wenn sie nicht augenblicklich in den giftigen Fluss steigt. Sie erkennt erst durch Keeran, dass es eine Falle gewesen war. Ihre Aufgabe war es gewesen, nicht auf die Stimmen in ihren Kopf zu hören. Erst bei der nächsten Station, im Gefängnis der Asche, erkennt Sari, wer Keeran wirklich ist: er ist der persönliche Schattenbringer des Monarchen, der nun über ihren Bruder Bescheid weiß. Um die nächste Aufgabe lösen zu können, bittet sie Keeran um eine Gabe. Mit Hilfe dieser kann Sari die Aufgabe erfüllen, bei der sie eine Seele aus Asche erwecken muss. Ab diesem Punkt leben zwei Seelen in ihrem Körper. Ich persönlich finde das etwas gruselig, weil die Seele, die sie aufnimmt, fremd für sie ist und ich frage mich, ob diese Seele auch die Steuerung übernehmen könnte. Im Verlauf des Buches sagt sie noch zweimal einen Satz, ansonsten bleibt sie ruhig – da hat Sari wirklich Glück gehabt.


Nach der Erweckung der Seele kann Sari das erste Mal aufatmen, doch die letzten Tage nagen an ihren Kräften.


„Ich vermisse meine Mutter. Ich trauere dem Bild einer Frau hinterher, an deren Schulter ich mich ausweinen könnte. Jemandem, der mir zeigen könnte, dass es okay ist, keine Heldin zu sein.“ (S. 61)

„So fest ich kann, presse ich meine Kiefer aufeinander, um nicht zu schreien oder zu schluchzen. Das alles ist zu viel. Vielleicht gab es vor diesem Lauf eine Sari, die dachte, sie wäre stark genug für das alles hier. Aber ich bin es nicht.“ (S. 103-104)

„‚Ich bin schwach‘, schluchze ich irgendwann und ich spüre, wie er den Kopf ganz sanft schüttelt und mir am Scheitel über mein Tahill streicht. ‚Du bist nicht schwach, Sari. Du bist gebrochen. Und du hast versucht, es zu ignorieren.‘“ (S. 133)


Keeran besucht Sari in ihrer Zelle und die beiden kommen sich sehr nah, doch Sari bekommt kalte Füße und stößt ihn von sich.


Auf der nächsten Etappe werden allen Phantomen Begleiter*innen zugeordnet. Es geht nun durch das Land des blauen Eises zur Grube des Stillstands. Unterwegs erkennt Sari Keerans wahre Identität, dem Mörder der göttlichen König*innen, und beginnt, ihn für seine Taten zu hassen. Da erzählt er, dass er nicht aus freien Stücken handelt, sondern seine Geliebte erst vom Monarchen freigelassen wird, wenn Keeran ihm „das wahre Gesicht“ bringt. Dieses ist niemand geringerer als Saris Bruder Jarrusch. Er hat die gefährliche Gabe, dass er hinter sämtliche Masken schauen kann. Er sieht also alle, wie sie wirklich sind, egal ob Nachkommen der Götter und Göttinnen oder Alb. Aber das wahre Gesicht hat ein Gegenstück: Die Seelenseherin, die die Ängste und Begierde aller Menschen erkennt. Diese beiden Personen sind immer Geschwister und können nicht ohne den oder die andere leben. Somit ist klar, dass Sari die Seelenseherin ist. Sari kann diese Gabe kurz darauf nutzen, um die Attacke eines Sauriers abzuwenden.


„Er hat mich kämpfen lassen, damit ich mir selbst beweisen kann, dass ich stärker bin, als ich glaube.“ (S. 144)


Sari erhält eine Erinnerung von Keeran, die sie betrifft. Saris Mutter kam als schwangere Frau zu Keeran und verlangte von ihm eine Gabe für ihr ungeborenes Kind. Sie verlangte, dass Saris Erbe, ihre Herkunft als Nachfahrin der Göttin Emza, verschleiert werden sollte. Keeran stimmt zu, gibt dem Kind die Gabe der Seelenseherin und verbindet sein Schicksal mit ihrem. Das ist der Grund, weswegen sie sich zueinander hingezogen fühlen, obwohl Keeran eigentlich die Nachfahrin der Göttin Arasá liebt.


„Ich sehe zu ihm. Sein Körper zittert vor Kälte. Und als ich begreife, dass ich selbst gar nicht friere, erkenne ich mein wahres Erbe. Das hier ist mein Zuhause, mein Königreich.“ (S. 177)


Sari erfüllt die vierte Aufgabe (Erwecken eines Greifs) und ihre kleine Gruppe zieht weiter zum See des Eises, wo Sari ihren Greif wieder einfrieren muss. Mit einer List findet Keeran heraus, wo sich Jarrusch versteckt und verrät ihn dann im Beisein aller an den Monarchen.


„Meine Augen brennen, während mir weitere Tränen über die Wangen laufen. Als würde meine Seele bluten und niemand könnte diese Blutung je stillen.“ (S. 244)

„Du hast das verraten, was ich am meisten auf dieser Welt liebe. Und seitdem blutet jeder einzelne Tag für mich. Jeder Tag ist so dunkel wie die schwärzeste Nacht. Jede Sekunde, die Jarrusch bei ihm ist, sticht in meine Seele und mein Herz. Und das Messer hältst du in deinen Händen.“ (S. 279)


Zornig stürmt Sari los zum Vulkan des Sandes, zur nächsten Aufgabe. Auf dem Weg widersteht sie einem Dschinn und trifft auf Rebellen. Obwohl sie nichts lieber will, als den Monarchen zu stürzen, entscheidet sich Sari, den Lauf zu beenden und anschließend ihren Bruder zu befreien. Sie geht also weiter zum Kampfcamp der Stärke, wo sie gegen eine Freundin kämpfen muss. Sie weigert sich und besteht somit die Prüfung mit Bravour, denn Treue ist in Saris Welt der wahre Kern von Stärke.


Auf dem Fest, das dieser Prüfung folgt, entdeckt sie Keeran mit seiner nun befreiten Freundin, doch sie erkennt sofort, dass sich die beiden über die Zeit entfremdet haben. Sie fragt ihn, ob sie es wirklich wert gewesen sei, Jarrusch zu verraten. Obwohl sie so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Keeran bringen will, muss sie seine Anwesenheit auf der nächsten Etappe akzeptieren. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zum Tempel von Muri. Auf dem Weg dorthin wird Keeran von einem vergifteten Pfeil durchschossen und Sari rettet ihm das Leben, indem sie einen Schlangendrachen tötet und Keeran diesen um den Hals legt. (Faszinierend, was so ein toller Schal alles bewirkt 😉.)


Im Tempel von Muri muss Sari ein Rätsel lösen, doch der Monarch hat ihr eines zukommen lassen, dass sie nur lösen kann, wenn sie gleichzeitig ihre wahre Identität preisgibt. Sie hat einen Tag Zeit, eine Lösung zu finden. Während Sari über die Lösung nachdenkt, schenkt der Monarch Keeran seine erste Erinnerung an Sari, die er ihm einst genommen hatte. Keeran hatte Sari vor langer Zeit dabei geholfen, eine Arznei für ihren Vater anzurühren. Schon damals hatten sie eine gewisse Zuneigung zueinander verspürt. Der Monarch verrät Keeran sein Ziel, seine Blutlinie mit denen der Götter und Göttinnen mehrfach zu kreuzen, um seine Nachkommen unsterblich werden zu lassen. Dafür braucht er die göttlichen Erb*innen. Gleichzeitig eröffnet er Keeran, dass er eine fremde Erinnerung an seine Geliebte in sich trägt. Die Erinnerung war niemals seine. Er hat Arasás Erbin niemals geliebt, denn die Erinnerung stammte ursprünglich von deren Verlobten. Die Gefühle zu dieser Frau waren also nie real. Bei dem Aufeinandertreffen zuvor muss sie ihm also etwas vorgespielt haben, denn sie muss erkannt haben, dass der Mann vor ihr nicht ihr Verlobter ist. Warum hat sie da mitgespielt? Was hat der Monarch gegen sie in der Hand? Oder hatte auch sie eine gefakte Erinnerung in ihrem Kopf?


Beim Fest, auf welchem die Phantome ihre Rätsel lösen müssen, gibt Sari bekannt, wer sie in Wirklichkeit ist, und flieht mit Keeran sowie zwei weiteren Personen. Sie trommeln sich aus verschiedenen Regionen ein Heer zusammen (Tiere aus Emzas aufgetautem blauen Eis; Achtzehnjährige, die ihre Prüfung überlebt, aber nicht bestanden haben; Rebell*innen und ein ganzes Heer aus Alben) und treffen am Ort der letzten Prüfung, am Tor des Todes, auf den Monarchen. Es gibt eine legendäre Schlacht und natürlich gewinnt das Gute und die vier Königreiche sind von einem bösen und machtgierigen Monarchen befreit.


Meines Erachtens ist das Happy End ein wenig weit hergeholt – aber das ist ein persönlicher Eindruck, weil ich mir mit der Auferstehung von Menschen sehr schwertue und Keeran schafft das gleich zweimal. Wie sich das Lebensretten und Verhandeln mit dem Tod auf die Lebens-Stundengläser aus der ersten Prüfung auswirkt, ist mir unklar. Aber an sich hat das für mich als Leserin keine erhebliche Auswirkung auf die Qualität der Geschichte. Vielen Dank, Dana, für diese wundervoll kreative Erzählung!

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